Peter Sauber
eine Legende des Schweizer und internationalen Motorsports zu Gast auf dem Hemberg.
Wenn am Bergrennen Hemberg die Motoren aufheulen, gehört das Team Gerspacher längst zum vertrauten Bild. Jürgen Gerspacher und seine Tochter Kira reisen jedes Jahr aus dem südlichen Schwarzwald ins Toggenburg, um an den Start zu gehen – als Familie, als Team, als Motorsport-Enthusiasten.
Hermberg Jürgen Gerspacher fährt seit 1995 Rennen. Schon früh war für ihn klar: Wenn irgendwie möglich, dann Motorsport. Die ersten Schritte machte er auf dem Nürburgring, schnell folgte das eigene Auto, das eigene Team. Erst mit einem Gruppe N Golf GTI, dann auf Gruppe A umgerüstet, später mit Audi TT und Seat Leon Supercopa. Vom Rundkurs zur Bergrennstrecke wechselte er 2011, fuhr erfolgreich in der Schweizer Meisterschaft – unter anderem an Orten wie Gurnigel, Oberhallau und Hemberg.
Die Tochter war oft dabei, zunächst als Zuschauerin. 2006 stieg Kiraerstmals selbst ins Kart – eher zögerlich, wie sie heute sagt. Doch das änderte sich schnell. Es folgte der Aufstieg ins Schaltkart, Testfahrten in Italien, beinahe die Teilnahme an der italienischen Meisterschaft – verhindert nur durch fehlendes Budget. «Dass sie Potenzial hat, war schon damals deutlich», sagt Jürgen. «Sie musste sich nur durchbeissen.» Seit 2023 fährt Kira auch im Tourenwagen. Die Umstellung war gross, die Technik nicht immer zuverlässig. Doch sie blieb dran. Am Berg lief es auf Anhieb besser: Les Paccots gewann sie direkt in der Damenwertung. In der STT-Rundstreckenserie gelangen ihr mit einem Mini zuletzt zwei zweite Plätze in Hockenheim. Dieses Jahr fährt sie auch in Hemberg wieder mit – wie ihr Vater, im vertrauten Golf GTI Gruppe A. Für sie ist es nicht nur ein Auto, sondern auch ein Stück Familiengeschichte.
Das Bergrennen-Wochenende ist durchgetaktet. Ankunft am Freitag, Fahrzeug- und Papierkontrolle, anschliessend Streckenbesichtigung – zu Fuss oder mit dem Quad. Dabei geht es um Einlenkpunkte, Bodenwellen, Belagwechsel. «Auch wenn wir die Strecke schon oft gefahren sind – man muss immer damit rechnen, dass sich etwas verändert hat», sagt Jürgen. «Und wer sich nicht vorbereitet, verliert Zeit – oder schlimmer.»
Am Samstag folgen mehrere Trainingsläufe, danach die Rennläufe – vier an der Zahl, die besten zwei werden gewertet. Dazwischen bleibt Zeit für kurze Besprechungen, Werkzeugwechsel, Konzentration. Die Rollen sind klar verteilt: Jürgen kennt jede Schraube, Kira vertraut auf seine Vorbereitung. «Das gibt mir Sicherheit», sagt sie. Die Anspannung vor dem Start ist gross – aber sobald es losgeht, zählt nur noch, den Parcours so schnell wie möglich zu meistern.
Auch im Fahrstil zeigen sich Unterschiede: Kira ist analytisch und sauber unterwegs, Jürgen fährt eher nach Gefühl. «Wenn du das Auto kennst, spricht es mit dir», sagt er. Was sie verbindet: die Ernsthaftigkeit, mit der beide an die Sache herangehen – auch wenn der Ton in der Box entspannt bleibt.
Jürgen ist keiner, der viel Aufhebens um seine lange Erfahrung macht. Aber er weiss, wie wichtig Konzentration und Vorbereitung sind. Respekt vor dem Rennen, das hat er. Angst? – nein. Genauso bei Kira: «Wenn man zu viel über Risiken nachdenkt, ist man fehl am Platz. Aber man darf die Gefährlichkeit auch nicht auf die leichte Schulter nehmen.»
Dass beide regelmässig am Hemberg fahren, hat nicht nur mit der Strecke zu tun. «Es ist nah, die Organisation passt, die Stimmung ist immer gut», sagt Kira. Der familiäre Charakter des Rennens, die gute Infrastruktur, das Wiedersehen mit bekannten Gesichtern – all das macht für die Gerspachers den Reiz des Bergrennens im Toggenburg aus. Und nicht zuletzt: «Die Gipfeli in der Dorf-Bäckerei sind die besten, die wir kennen», lacht Jürgen.
Für Jürgen und Kira Gerspacher ist Hemberg mehr als ein Punkt im Rennkalender. Es ist ein Ort, an dem sie sich wohlfühlen, an dem der Sport und das Zwischenmenschliche zusammenkommen: Ein Fixpunkt in der Saison.
⋌Michel Bossart
Vielen Dank für diesen tollen Bericht aus dem benachbarten Wiesental im Schwarzwald.
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