Werner Brunner
ist mit seinen Pontonierfreunden bereit für den Olma-Umzug
Von Andreas Lehmann
Lichtensteig Wer mit dem Auto in die Hauptgasse des Städtli Lichtensteig fährt, nimmt das mehrstöckige lachsfarbene Gebäude nach dem Volg kaum wahr. Dabei ist das Haus mit der Nummer 1 (Anm: Hauptgasse 1) eine wichtige kulturhistorische Stätte, dem das Toggenburger Museum innewohnt. Wenn man zu Fuss die grosse hölzerne Eingangstüre passiert, dann fallen einem die grossen Schaufenster auf. Insbesondere jene drei die mit Bücherseiten in altdeutscher Schrift fast flächendeckend beklebt sind. Bei genauerem Hinsehen merkt man, dass es sich um die Lebensgeschichte von Ulrich Bräker handelt. Vereinzelte Stellen zwischen den Buchseiten sind nicht beklebt und gewähren dem neugierigen Betrachter einen Blick ins Innere. Dort, wo einst die Möbelfirma Bleiker ansässig war, präsentieren sich fast leerstehende Räumlichkeiten, die zweifelsohne im frühen Umbaustadium sind. Doch was entsteht hier?
Es ist Mittwoch, morgens um Punkt zehn Uhr, als sich die doppelflügelige Eingangstüre öffnet und der Stiftungsratspräsident Bruno Wickli, sowie die Kuratorin Christelle Wick, dem Schreibenden Einlass gewähren. Das Toggenburger Museum entstand 1896 aus einer temporären Ausstellung und siedelte mit dieser vom alten Amtshaus an den heutigen Standort, dem stattlichen Kaufmannshaus der Tuchhändler Leiter und Lorenz in die Altstadt über. Seither wurde die kulturhistorische Ausstellung stets erweitert und präsentiert das Leben und Wirken im Toggenburg vergangener Jahrhunderte bis in die Neuzeit. Zudem ging das Museum kürzlich in eine neue Trägerschaft über. «Zuvor war die Ortsgemeinde für die Geschicke des Museums verantwortlich. Nun haben wir eine Stiftung gegründet und können mit einem kleinen Stiftungsrat rascher agieren», erklärt der Stiftungsratspräsident. Das Museum pflegt zudem eine Zusammenarbeit mit der Städtli-Bibliothek. Mit dem Projekt «Bräker, der Bücherfresser» schaffen die beiden Institutionen ein gemeinsames Angebot, das Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft verbindet. Doch, wie so oft, ist es ein finanzieller Lupf, dies zu verwirklichen. Hinzu komme, dass sich das Museum derzeit mitten in einem Strategieprozess befinde, so Wickli.
Momentan ist das Toggenburger Museum ganzjährig am Sonntagnachmittag von 13 bis 17 Uhr offen. «Mit dem Bräkerprojekt können wir Synergien mit der Städtli-Bibliothek nutzen. Dies ermöglicht uns in Zukunft auch unsere Öffnungszeiten zu erweitern», erklärt Christelle Wick.
Gemäss Bruno Wickli vermittelt das Projekt in der «Bräkerstube» Wichtiges aus der Toggenburger Geschichte, fördert die kulturelle und historische Wahrnehmung in der Region und schafft mit der Open Library einen neuen Ort zum Lernen, Entdecken, für Begegnung und Austausch. Hinter den mit Buchseiten beklebten Schaufenstern soll die «Bräkerstube» entstehen. «Bislang war die Nutzung dieser Räumlichkeiten für das Museum nicht möglich. Die Möbelfirma hatte diese während vielen Jahrzehnten gemietet», erklärt Christelle Wick. Doch in absehbarer Zeit sollen die Räume einen neuen Anstrich erhalten und belebt werden. Dafür arbeitet die Kuratorin derzeit auch an einem interaktiven Teilprojekt, das es möglich machen soll, einzelne historische Häuser in der Hauptgasse auch von innen betrachten zu können. Für die Realisierung von «Bräker, der Bücherfresser» konnten bis jetzt 500'000 Franken gesammelt werden. Es fehlen aber immer noch 120'000 Franken.
Nebst den Vorbereitungen für den Lichtensteiger Nostalgietag vom 29. September, wo unter anderem im Rahmen der Wechselausstellung «Aus Holz Im Holz» live Schnitzen mit Eugen Imholz präsentiert wird, steckt das Museum mitten im Umbruch. «Mit dem Wechsel der Trägerschaft gingen diverse Überlegungen, was die Zukunft anbelangt, einher», sagt Bruno Wickli und ergänzt, es sei die Standortfrage ebenso, wie eine mögliche Verkleinerung oder Spezialisierung diskutiert worden. Das Strategieteam kam zum Schluss, dass man an der Grundstruktur und dem Standort nichts ändern wolle. «Um die Zukunft des Museums zu sichern, werden künftig Räume im angrenzenden Haus ausgebaut und wir machen das Museum so weit möglich barrierefrei», sagt Christelle Wick. Das Nebengebäude soll künftig eine industriell geprägte Ausstellung beinhalten. «Die Heberlein Stiftung unterstützt uns seit Jahren. Dies ist aber auch an eine Bedingung geknüpft. Die Stiftung verfügt über ein riesengrosses Holzmodell des Firmengeländes in den 40er Jahren. Sie möchte dieses öffentlich zugänglich machen und bei uns im Toggenburger Museum präsentieren», freut sich der Stiftungsratspräsident. Es wartet also noch viel Arbeit auf das Team rund um Bruno Wickli und Christelle Wick, um dem Toggenburger Museum den nötigen Schub in die Zukunft zu geben.
Lade Fotos..