Iffele uuf – der Klausgang ruft

Kaltbrunn Die Vorfreude, wenige Tage vor dem ersten Gang ist immer wieder gross. Florian Giger amtet als Präsident der Kaltbrunner Klausgesellschaft und zugleich als erster Klaus. «Es chribelet scho und ich mag fascht nüme warte», sagt er und stellt seine Iffele (Maske) auf den Kaminsims. Die rund 80 Zentimeter hohe Kopfbedeckung wiegt rund drei Kilo und ist aus Karton gefertigt. Die gelb gefärbte Maske liegt auf den Schultern auf und ähnelt einer bischöflichen Mitra. Sie ist mit kunstvoll ausgestanzten Motiven verziert, wird von innen mit einer Kerze beleuchtet. « Bei mir erstrahlt eine Harfe», erzählt Giger. Jede der Masken weist andere, meist christlich geprägte Symbole auf. Für vier Iffele seien die Motive vorbestimmt. Beim ersten Klaus eine Harfe und beim zweiten eine Laute. Bei der Nummer sieben sei es das Schweizerkreuz und beim hintersten Klaus das Abbild des heiligen Georgs, des Kirchenpatrons von Kaltbrunn, erklärt Samuel Fäh. Er ist für den Probetrieb zuständig und führt die zwölf Männer am Klausgang sicher durch die Strassen. «Ich bin aber auch das Gedächtnis des Vereins. Zu meinen Aufgaben gehört es, neue Kläuse in den altehrwürdigen Brauch einzuführen», sagt er. In der Gesellschaft sind nur ledige Männer im Alter von mindestens 20 Jahren mit Wohnsitz oder Ortsbürgerschaft zugelassen. Zudem seien ein guter Leumund und eine gesunde körperliche Verfassung unabdingbar. Wenn ein Klaus aus der Gesellschaft zurücktritt, darf er einen Nachfolger vorschlagen. Nach Möglichkeit haben Ortsbürger Vorrang.

Die Bescherung vor Weihnachten

Der Klausgang findet nur alle drei bis fünf Jahre in der Katharinenwoche statt. Die heilige Katharina war eine Märtyrerin und ihr Namenstag ist am 25. November. Über eine Durchführung wird an einer Versammlung entschieden. Dabei kann auch ein offizieller Anlass wie das Dorfjubiläum oder der 350. Geburtstag der Klausgesellschaft mitentscheidend sein. Am Dienstag und Samstag werden die Männer rhythmisch schellend und mit tänzelnden Schritten durch Kaltbrunn ziehen. Begleitet werden sie im Vortrab von zwei «Geisslechlöpfern» und im Nachtrab vom Bescherungs-Chef und seinen Bibelibueben. Ihre Aufgabe ist es die Kinder zu beschenken. «Die Kläuse bescheren die Haushalte an der Route mit Backwaren wie Zopf, Stollen und Biberli. Als Gegenleistung erhalten sie eine Gabe in Form von Geld, damit die Unkosten eines Klausganges gedeckt werden können.» Dieser Teil der Tradition stelle mit zunehmender Bevölkerungszahl eine Herausforderung dar. Mit gut 5000 Einwohnern sei es nicht mehr möglich alle Haushalte an der Route zu bescheren. Man werde dies nun an Sammelpunkten gegen Anmeldung machen müssen, so Fäh.

Eine Schrift zum Jubiläum

Für das Jubiläumsfest am Samstag hat sich die Klausgesellschaft etwas Besonderes einfallen lassen. Den Stein dafür ins Rollen gebracht hat Hanspeter Rust, seines Zeichens oberster Samichlaus der Schweiz. «Er weiss viel über das Brauchtum und ist betreffend Klausgesellschaft Kaltbrunn gut dokumentiert», erzählt Fäh. Nach einem persönlichen Treffen zwischen Fäh und Rust und einer folgenden Sitzung der Kläuse wurde klar, dass man ein spezielles Buch zum Jubiläum präsentieren möchte. «Im Mai ist der Entscheid gefallen. Und nun halte ich zum ersten Mal das Probeexemplar in meinen Händen», freut sich der Präsident. Mit der geschichtlichen Aufarbeitung könne man einerseits der Bevölkerung den Klausgang näherbringen und andererseits das Wissen bewahren, sagt Samuel Fäh. Bis zum ersten Jubiläums-Klausgang dauert es nicht mehr lange. Nun gilt es für Giger und Fäh letzte Vorbereitungen zu treffen, damit alles für den grossen Moment, wenn es heisst «Iffele uuf», bereit ist.

⋌Andreas Lehmann