Ralph Rütsche
freut sich über das besondere Label für den "Solino Plus" Bau.
Ruhig ist es geworden in und um das ehemalige Hotel und Restaurant «Toggenburg». Und daran wird sich wohl in der nächsten Zeit auch nichts ändern: Der Liegenschaftsbesitzerin wurde die Baubewilligung entzogen.
Wattwil Der Dorfplatz macht mit den ehemaligen Hotels «Schäfle» und «Toggenburg» sowie der Brandruine der Confiserie Diggelmann einen ziemlich trostlosen, um nicht zusagen, verwahrlosten Eindruck. Das «Schäfle» ist schon seit langem geschlossen. Zimmer werden hier wohl nur noch wochen- oder monatsweise vermietet. Hin und wieder sind Fahrzeuge der temporären Bewohner am Gebäude abgestellt – mit und ohne Kennzeichen. Sehr zum Leidwesen der Nachbarn. Es komme vor, dass diese die Zufahrt von der Engelgasse zur Wilerstrasse blockieren, so ein Grundeigentümer an der Engelgasse. Im Hotel «Toggenburg» sind auch schon lange die Lichter ausgegangen, Gäste kehren hier schon seit Jahren nicht mehr ein. Das einst stattliche Haus bietet einen erbärmlichen Anblick, es verkommt allmählich zur Ruine mitten in Wattwil.
Die Liegenschaft der «Toggenburg» ist seit 2018 im Besitz der in Sarnen ansässigen Narva Home AG, die Adresse gehört einer Anwaltskanzlei. Entstehen sollten in dem Gebäude an prominenter Lage 18 Zweizimmerwohnungen. Für das Projekt «Wattwil» wird immer noch auf der Webseite der Narva-Home – gehört zur in Zürich ansässigen Narva-Gruppe – geworben. Gemäss Internetauftritt startete die Eigentümerin in Wattwil irgendwann mit den Aufräumarbeiten im Gebäude, zumindest sind Bilder vom Inneren vor der Renovierung dort aufgeschaltet. Doch der Schein trügt, die anfängliche Euphorie der Aufräumarbeiten längst verflogen. Jahrelang flatterten nur noch Reste von Vorhängen an den zum Teil offenstehenden Fenstern, defekte Storen zeugten von absoluter Bauuntätigkeit.
Dabei schien es, als wenn das Haus kurzzeitig aus seinem Dornröschenschlaf gerissen wurde. Im Frühherbst des Jahres 2020 bewegte sich etwas am Dorfplatz: Gerüste wurden montiert, Mulden aufgestellt, Baumaterialien gestapelt. Es war offensichtlich: Die Eigentümerin wollte ihr Projekt «Wattwil» realisieren. Doch die Arbeiten kamen bald wieder zum Erliegen. Auf Geheissen der Gemeinde wurde im Juni 2022 das Baugerüst entfernt und der Durchgang an der Engelgasse wieder geräumt, weitere Sicherheitsmängel behoben. Das war es dann auch. Seither ist nichts passiert. «Die Baubewilligung wurde im November 2024 widerrufen. Nachdem weit über das übliche Mass hinaus kein Baufortschritt zu verzeichnen war, wurde dies der Bauherrschaft in Aussicht gestellt», teilt die Gemeinde Wattwil auf Nachfrage mit. Die Androhung des Entzugs erfolgte anfangs Oktober. Die Liegenschaftsbesitzerin, die Narva Home AG, liess eine Frist zur Stellungnahme verstreichen. «Gemäss Artikel 151 des Planungs- und Baugesetzes kann die Baubehörde eine Baubewilligung widerrufen, wenn die Bauarbeiten während mehr als einem Jahr eingestellt bleiben oder nicht ernsthaft fortgesetzt werden», schreibt die Gemeinde weiter, «diese Voraussetzungen treffen bei dem Objekt zu.» Die Bauarbeiten seien über längere Zeit vollständig eingestellt worden. Es stehe der Liegenschaftsbesitzerin aber frei, erneut ein Baubewilligungsgesuch zu stellen, heisst es weiter aus dem Gemeindehaus. Dieses müsste dann wiederum vollständig baurechtlich geprüft werden.
Die Liegenschaftsbesitzerin, die Narva Home AG, ist nicht erreichbar. Unsere Anfragen, ob ein zweiter Versuch unternommen und nochmals ein Baugesuch eingereicht wird, bleiben unbeantwortet. Das war auch in der Vergangenheit nicht anders: Die Narva Home AG war zu keinem Zeitpunkt zu einer Stellungnahme bereit. Wie geht es also weiter am Wattwiler Dorfplatz? Der Internetauftritt mit dem Bauprojekt «Wattwil» und den geplanten Wohnungen kam von Beginn an etwas verwirrend daher: Der erste Abschnitt des Beschriebs ist englischsprachig und hat übersetzt überhaupt keinen Bezug zum Toggenburg, geschweige denn zu Wattwil. Die Narva-Gruppe ist in der Vergangenheit immer wieder mal in die Schlagzeilen geraten. Meist ging es um den Erwerb von alten Wohnblöcken, die saniert und anschliessend massiv teurer vermietet wurden. Langjährige Mieter hätten so ausziehen müssen, da sie sich die Wohnung nicht mehr leisten konnten. So weit ist es im Toggenburg zum Glück nicht gekommen. Eher scheint wahrscheinlich, dass das Projekt «Wattwil» gestorben ist und das Hotel «Toggenburg» – oder das, was von dem übrig ist – wieder einmal in neue Hände kommt.
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