Ralph Rütsche
freut sich über das besondere Label für den "Solino Plus" Bau.
Holzwolle ist mehr als nur Verpackungsmaterial. Das Naturprodukt ist zu einem vielseitig einsetzbaren Rohstoff geworden. Thomas Wildberger, Inhaber der Lindner Suisse GmbH aus Wattwil, entwickelt seit Jahren neue Produkte aus Holzwolle.
Die im Jahr 1920 von Karl Georg Lindner in Wattwil gegründete Holzwollefabrik war Gastgeber des fünften Fachevents des Kompetenzzentrums K3B.CH, zu dem fünf Unternehmen gehören. Sie haben sich auf die Fahnen geschrieben, innovative und nachhaltige Lösungen für Begrünungen, Böschungssicherungen und Bodenschutz anzubieten. Der Vorteil: Verschiedene Spezialisten arbeiten gemeinsam an einem Projekt. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer reisten aus der ganzen Schweiz und dem angrenzenden Ausland ins Toggenburg und wurden von Thomas Wildberger in Wattwil empfangen. «Von ursprünglich 25 Schweizer Holzwolle-Manufakturen hat sich die Lindner Suisse als einzige dem Trend hin zum Kunststoff widersetzt und überlebt», begrüsste er die 50 Gäste. Wildberger ist seit 1996 in dem Unternehmen beschäftigt und seit 2014 Inhaber. Unter seiner Führung hat sich die Firma erfolgreich entwickelt: 180 verschiedene Holzwolleprodukte aus Wattwil werden heute in 27 Länder exportiert. Wie und woraus diese produziert werden, erfuhren die Tagungsteilnehmer während einer Betriebsbesichtigung.
«Nachhaltig bauen mit ingenieurbiologischen Massnahmen aus dem lokalen Produkt 'Label Schweizer Holz'» war das Motto der Veranstaltung. In Referaten wurden verschiedene Einsatzmöglichkeiten vorgestellt. Beeindruckend war, wie wissenschaftlich fundiert die einzelnen Projekte über einen längeren Zeitraum begleitet wurden. Im ersten Vortrag ging es um den Einsatz von Faschinen aus Holzwolle für einen nachhaltige Hang- und Ufersicherung. Bereits vor Jahren hat Thomas Wildberger mit Holzwolle Hänge eingekleidet. Was in der Praxis gut funktionierte, sollte anschliessend wissenschaftlich belegt werden. In Zusammenarbeit mit der Fachhochschule Graubünden wurden so kleinere und grössere Projekte sowie Laborversuche über Jahre hinweg durchgeführt. Alle weisen eine gute Ökobilanz auf, so das Fazit. Um die Renaturierung des Flusses Foron, einem 22 Kilometer langen Grenzgewässer zwischen der Schweiz und Frankreich ging es im zweiten Vortrag. Erosionsschutzvliesen und Faschinen aus Holzwolle kamen zum Einsatz, um den Flusslauf abzusichern und weitestgehend wieder in den ursprünglichen Zustand zurückzuversetzen. Um der Natur wieder mehr Platz zu geben, wurden die Ufer des Foron abgeflacht und der Fluss an einigen Stellen verbreitert. Das Projekt, das 2021 startete, ist ein gelungenes Beispiel von Ingenieurbiologie in der Schweiz, so Thomas Wildberger.
Schnee über den Sommer konservieren, darum ging es im abschliessenden Referat. Die Fachhochschule Graubünden hat in der Snowfarm in Engelberg eine Kombination aus Holzwolle- und Gletscherschutzvliesen mit den herkömmlichen Materialien Holzschnitzel, Sägemehl und Gletscherschutzvliesen verglichen. Für die sichere Durchführung des Weltcups im Skispringen im Dezember wurden in den letzten Jahren immer rund 4000 Kubikmeter Schnee maschinell hergestellt, wozu es idealerweise Temperaturen von mindestens minus fünf Grad braucht, die in Zeiten des Klimawandels in Engelberg nicht mehr ständig zu erwarten sind. So wurde die Snowfarm ausgebaut. Im April wurden 10´000 Kubikmeter Kunstschnee produziert. Ein Teil wurde wie bisher mit Gletscherschutzvliesen und Holzschnitzeln abgedeckt, der Rest zusätzlich noch mit Vliesen aus Holzwolle. Beim Vergleich kam das Forschungsteam zu der Erkenntnis, dass der Einsatz von Holzwollevliesen eine nachhaltige und kosteneffiziente Möglichkeit zur Schneekonservierung ist. Besonders erwähnenswert ist der Vergleich des Materialeinsatzes. Für die Abdeckung mit Holzwolle werden lediglich 5 Kubikmeter Festholz benötigt. Hingegen müssen für die Variante mit Sägespänen 180 Kubikmeter Festholz eingesetzt werden. Zudem können die Holzwollevliese bis zu vier Jahren wieder verwendet werden. Ein weiterer Pluspunkt: Man bekommt sauberen Schnee, weil dieser sich nicht verfärbt, wie das bei Sägespänen der Fall ist. Über Sinn oder Unsinn des Schneekonservierens über den Sommer kann man geteilter Meinung sein. Verhüllt man ihn aber mit Holzwolle und packt ihn erst wieder im Winter aus, dann kann man guten Gewissens von einem ressourcenschonendem Verfahren sprechen, das nachhaltig wirkt.Martina Heinrich
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