René Bürgin
gibt regelmässig Tipps und Ratschläge rund ums Hören & Verstehen.
Neben Tempo ist vor allem Feinmotorik gefragt, um unfallfrei durch die 86 Meter lange Rennbahn im Scale28 zu kurven. Betrieben wird die Uzner Racing-Lounge seit knapp vier Jahren von vier Männern aus der Region. Ihr Ziel: Ein Ort der Begegnung für alle schaffen, die Plausch am Fahren von ferngesteuerten Mini-Racern haben.
Die vier Herren in Finken und mit flinken Händen kommen alle aus der Region und betreiben in Uznach im Untergeschoss eines Lagergebäudes eine Indoor-Anlage für Mini-Z oder ähnliche RC Fahrzeuge im Massstab 1:28. Betreten der Halle ist nur in Hausschuhen erlaubt. Präsident des Vereins RC-Linth (RC steht für radio controlled; also fernbedient) ist Daniel Schubiger aus Benken. Er sagt: «Solche Anlagen gibt es schweizweit nur etwa vier oder fünf. Auf unserer 86 Meter langen Rennstrecke trainieren Fahrbegeisterte aus der ganzen Schweiz.» Neben der Rennbahn mit 27 Kurven gibt es auch einen Crawlerpark für Offroad-Fahrzeuge. «Dabei handelt es sich um einen Hindernisparcours bei dem es nicht auf die Geschwindigkeit, sondern in erster Linie auf die Geschicklichkeit drauf ankommt», erklärt Schubiger.
Das Scale28 – der Name steht für das Grössenverhältnis: Mini-Z RC-Fahrzeuge sind 28-mal kleiner als ein «richtiges» Auto – ist an diesem Sonntagnachmittag gut besucht. Auf dem erhöhten Podest stehen Jungs, Männer und eine Frau und jagen ihre Racer über die Fahrbahn. Sie sind konzentriert und lassen sich nicht ablenken. Schubiger sagt dazu: «Das Steuern verlangt die volle Aufmerksamkeit. Ziel ist, die Runde so schnell wie möglich zu fahren.» Gefahren wird in verschiedenen Kategorien und immer gegen sich selbst: «Wir veranstalten bewusst keine Rennen gegeneinander, weil die kompetitive Stimmung nicht das ist, was wir in unserer Racing Lounge wollen: Bei uns steht der Plausch und das Gemeinsame im Vordergrund», erklärt Schubiger. Gestartet wird je nach Racer in verschiedenen Kategorien. Die Fahrtzeiten werden, wenn das gewünscht wird, mittels einer Zeitmessanlage, die die Rundenzeit auf 0,001 Sekunden genau misst, live auf vier grossen Monitoren angezeigt.
Das Scale28 gibt es seit 2020: «Dummerweise ist die Eröffnung genau in die Corona-Zeit gefallen», sagt Schubiger. «Dank Mund-zu-Ohr-Propaganda sind wir aber trotzdem gut gestartet. Unser Ziel war immer, dass die Rennbahn finanziell selbsttragend ist. Das haben wir geschafft», fährt er fort. Natürlich betreiben die vier Männer die Bahn ehrenamtlich und in ihrer Freizeit. Kosten fallen für Miete, Heizung und Material an. «Um die Eintrittspreise auch für Familien erschwinglich zu gestalten, sind wir zudem auf Sponsoren angewiesen», meint er. Neben einem Hauptsponsor gibt es sogenannte Co-Sponsoren (Bandenwerbung), Streckensupporter (Bannerwerbung) und Gönner. Die Halle ist jeden Dienstagabend von 19 bis 23 Uhr geöffnet. Zusätzlich gibt es auch Freitagabende, Samstage oder Sonntage, an denen das Scale28 offen ist. Schubiger sagt. «An welchen Tagen zusätzlich trainiert werden kann, steht immer aktuell auf unserer Webseite und das mindestens einen Monat im Voraus.»
In der rund 300 Quadratmeter grossen Halle an der Etzelstrasse in Uznach gibt es auch Werktische. Denn immer wieder muss etwas am Auto rumgeschraubt oder die Pneus ersetzt werden. Trotzdem: Die Einstiegskosten sind relativ niedrig. «Schon ab 200 Franken gibt es Racer-Modelle, mit denen man gut trainieren kann», versichert Schubiger. Zudem können die Autos auch vor Ort gemietet werden. Ab zwölf Jahren dürfen Kinder unbegleitet in die Halle. «Unter unseren regelmässigen Besuchern haben wir aber auch Achtjährige, die ihre Racer voll im Griff haben», schwärmt Schubiger. Überhaupt: Das Publikum sei zwar nicht sehr geschlechterdivers (nur etwa zehn Prozent der Besucher sind Frauen), aber sonst eignet sich der Sport für alle, «die wie wir eine Schraube locker haben», lacht er. Er meint damit: Das Hobby vereint Jung und Alt, Arm und Reich und Gross und Klein. «Zurzeit arbeiten wir noch an der verstärkten Inklusion von Menschen mit einer Beeinträchtigung.» Schubiger erklärt: «Für die Fernbedienung sind beide Hände nötig. Mit der linken regelt man die Geschwindigkeit, mit der rechten Hand die Steuerung: Mit Hilfe eines 3D-Druckers versuchen wir nun die Fernbedienung so zu gestalten, dass sie auch von Menschen bedient werden kann, die nur mit einer Hand arbeiten, weil sie zum Beispiel nach einem Schlaganfall halbseitig gelähmt sind.»
Das Wichtigste ist und bleibt aber der Spass am Fahren von ferngesteuerten Autos. «Es gibt Leute», erzählt Schubiger, «die drehen bis zu 1000 Runden an einem Dienstagabend». 1000 Runden multipliziert mit 86 Metern Bahnlänge macht 86 Kilometer. Das ist schon fast einmal nach Zürich und wieder zurück. Und das mit einem Auto, das etwa 15 Zentimeter lang ist. Wahrscheinlich müssen die kleinen Racer bei einem solchen Einsatz mehr als einmal einen kleinen Boxenstopp einlegen. Michel Bossart
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