Werner Brunner
ist mit seinen Pontonierfreunden bereit für den Olma-Umzug
St.Gallenkappel soll künftig umfahren werden, auf dem Ricken ist eine optimierte Dorfdurchfahrt angedacht. Walter Rüegg ist verärgert, denn er findet, die vorgeschlagene Umfahrung wurde im Mitwirkungsverfahren nur abgelehnt, weil sie nicht gut genug war.
Region Der Kanton plant, die Strasse über den Ricken zwischen Neuhaus und Wattwil verkehrlich zu optimieren. Während St.Gallenkappel und Betzikon künftig nördlich umfahren werden sollen, wurde für Ricken entschieden, lediglich die Ortsdurchfahrt zu optimieren. Walter Rüegg ist genervt: «Im Mitwirkungsbericht steht, dass wir uns auf dem Ricken mehrheitlich gegen eine Ortsumfahrung ausgesprochen hätten. Aber das stimmt nicht!» Es handle sich um eine krasse Fehlinterpretation: «Wir wollen eine Umfahrung, aber nicht so, wie die Planer vom Kanton sie vorgeschlagen haben.» Die Kurzumfahrung, die nordwestlich des Siedlungsgebiets noch im Gespräch ist, sei zu kurz und ende – im Siedlungsgebiet. «Das ist doch keine Umfahrung, sondern eine Durchfahrung!», ärgert Rüegg sich. Er wohnt im Wattwiler Teil des Dorfs: ist dort geboren, aufgewachsen und führte auf dem Ricken den Holzbaubetrieb. Jetzt ist er pensioniert. Die Zukunft Rickens ist ihm aber nicht egal. 13'000 Fahrzeuge passieren täglich das Dorf, das zu zwei Gemeinden gehört und auf der Passhöhe zwischen den beiden Wahlkreisen Toggenburg und See-Gaster liegt. «Die Abgasemissionen, der Lärm und die langen Wartezeiten, bis wir uns in den Verkehr eingliedern können, scheinen dem kantonalen Tiefbauamt egal zu sein», sagt Rüegg. Er kann nicht sehen, dass sich die Planer des Tiefbauamts ernsthaft für eine vernünftige und gewinnbringende Lösung für die Bewohner Rickens und letztlich auch für alle Durchreisenden bemüht haben. Berücksichtigt wurden – so steht es im Mitwirkungsbericht – Kriterien wie «entstehende Kosten, Verkehrssicherheit, Komfort für Fuss- und Veloverkehr, Eingriffe in die Natur oder Einfluss der Massnahmen auf das Orts- und Landschaftsbild». «Berücksichtigt wird alles, nur nicht die Menschen!», ärgert sich Rüegg.
Doch dem Kanton sind die Hände gebunden. Im Westen Rickens handle es sich gemäss Zonenplan nicht um Siedlungsgebiet, sondern um Landwirtschaftszone. Den Planern sei wohl bewusst, dass auch in der Landwirtschaftszone gewohnt werde, aber: Noch westlicher beginne bereits das Moorschutzgebiet und das Gebiet mit gefährdeten Tier- und Pflanzenarten sowie Lebensräume, die in der Berner Konvention aufgelistet sind. Wenn der Anschluss der Umfahrung weiter westlich als vorgeschlagen platziert würde, schlösse sie bei den entsprechenden Umweltindikatoren schlechter ab und könnte sogar ganz abgelehnt werden.
Für Rüegg ist klar: Eine Umfahrung muss her. Und zwar eine, die diesen Namen auch verdient. Sein Vorschlag: Das Dorf wird nördlich unterirdisch umfahren. Auf der Höhe der Rapperswilerstrasse, aber ausserhalb des Siedlungsgebiets, wird die Strasse oberirdisch Richtung Uznacherstrasse weitergeführt. Das Problem: Dieses Teilstück führt streckenweise ebenfalls durch geschütztes Moorgebiet. Rüegg ist sich der Problematik bewusst, findet aber, dass eine Lösung gefunden werden könnte, indem das betroffene Moorgebiet andernorts mit Landwirtschaftsland abgetauscht werden könnte. Das Tiefbauamt sagt Nein und verweist auf Artikel 78 (Absatz 5) der Bundesverfassung: «Der Moorschutz ist darin absolut formuliert, beziehungsweise die Ausnahme (Red. Bau von Einrichtungen, die dem Schutz des Moores dienen) ist für eine Strasse nicht anwendbar.»
Wie es mit dem Projekt weitergeht, klärt das Tiefbauamt derzeit mit den beiden betroffenen Gemeinden Wattwil und Gommiswald ab. Ob es zu einer kommunalen Abstimmung kommt, hängt davon ab, ob in den beiden Gemeinden das fakultative Referendum ergriffen wird. Es könnte auch zu einer kantonalen Abstimmung kommen: dann nämlich, wenn der Kantonsrat das fakultative Finanzreferendum ergreift. Rüegg derweil überlegt sich, wie der Stimme der Rickner zu mehr Gehör verholfen werden könnte. «St.Gallenkappel hat das gut gemacht: Sie haben sich in einer IG formiert und von Anfang an Druck gemacht. Das fehlte bei uns.» Es müssten nun wohl oder übel auch auf dem Ricken die Interessen gebündelt werden, fügt er an. «Anwohner und Bewirtschafter an der stark befahrenen Rickenstrasse müssen sich organisieren und dabei auch die Politik mit einbeziehen.»
Er hofft, dass demnächst ein Infoanlass mit allen Betroffenen Anwohner und Bewirtschafter an der Rickenachse zu Stande kommt. «Jetzt braucht es Widerstand», sagt er bestimmt. «Die Bevölkerung und die Politik müssen mobilisiert werden».
Michel Bossart
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