Die Zwillinge
die preisgekönten Comedians kommen nach Eschenbach und berichten, was sie mit dem Dorf…
Auf eine gute Zusammenarbeit: Peter Hüppi und Alois Gunzenreiner reichen sich auf dem Ricken die Hand.
Alois Gunzenreiner und Peter Hüppi sind als Gemeindepräsidenten von Wattwil und Gommiswald auch für das Dorf auf dem Rickenpass zuständig. Diese Besonderheit hat viel Trennendes – man gibt sich aber alle Mühe, das Vereinende hervorzuheben, wie sie im Gespräch auf dem Pass betonen.
Region Das Dorf Ricken ist ein Kuriosum, denn eigentlich gibt es nicht ein, sondern zwei Dörfer beziehungsweise Ortsteile. Einer gehört politisch zu Gommiswald, der andere zu Wattwil. Zwischen den Ortsteilen fliesst der Rickenbach. Dieser trennt mehr, als es vordergründig scheint: unterschiedliche Wahlkreise, verschiedene Tageszeitungen. Ja selbst der Abfall wird auf der Toggenburger Seite nach Bazenheid, auf der anderen nach Niederurnen gekarrt.
Für die lose Gemeindepräsidentenserie trifft diese Zeitung Alois Gunzenreiner (Wattwil, Mitte) und Peter Hüppi (Gommiswald, SP) im Dorf auf dem Pass, für das sie beide zuständig sind, und will von ihnen erfahren, was genau das Vereinende und was das Trennende ist. Hüppi beginnt: «Gommiswald ist ein Dorf mit vielen Ortsteilen, ähnlich wie Wattwil. Ricken ist ein Ortsteil davon, der sogar durch einen Gemeinderat vertreten ist.» Gunzenreiner fügt an: «Verbindend ist auch die Schule: Die Schulgemeinde Wattwil-Krinau betreibt hier ein Schulhaus, das alle Primarschüler besuchen, ungeachtet dessen, in welchem Teil von Ricken sie wohnen.» Auch gebe es eine eigene Kirchgemeinde, die für beide Ortsteile zuständig sei. Vereinend sei auch die Diskussion um die Ortsumfahrung: Beide wünschen sich für das Dorf das Bestmögliche, geben allerdings zu bedenken, dass eine «schlaue Lösung schwierig sei» (Gunzenreiner). Warum? Hüppi holt aus: «Mitten im Dorf gibt es eine Y-Kreuzung – eine Abzweigung führt ins Glarnerland, die andere nach Rapperswil. Das ist eine grosse Herausforderung.» Und dann ist da noch der Moorschutz: «Dieser ist derart strikt, da gibt es keinen Spielraum», erklärt Gunzenreiner. Und eine Untertunnelung, wie allenthalben gefordert wird? Beide schütteln den Kopf: «Ein Langtunnel zwischen Neuhaus und Wattwil ist eine Utopie», sagt Hüppi und wird deutlich: «Wenn man das Problem auf Jahre ungelöst belassen will, dann fordert man einen Langtunnel – keine Chance!». Die beiden Gemeindepräsidenten sind sich einig: Die Dimensionen eines Langtunnels – es wäre nach dem Gotthardtunnel der zweitlängste Strassentunnel in der Schweiz und würde minimal 1,5 Milliarden Franken kosten – sind unverhältnismässig. «Kommt hinzu», sagt Hüppi, «dass ein Tunnel die Dörfer an der Rickenstrasse nicht mehr, ja zu wenig vom Verkehr entlasten würde.»
Die beiden möchten sich darum lieber auf realistische Szenarien konzentrieren und dämpfen zugleich die Hoffnung auf eine rasche Lösung. Gunzenreiner sagt: «Ehrlicherweise dauern solche Grossprojekte zwei bis drei Generationen, bis sie realisiert sind. Doch hier sind wir erfreulicherweise schon recht weit: Die Chancen, dass das ganze Ausbaukonzept der Rickenstrasse und somit auch die Umfahrung ins nächste Strassenbauprogramm aufgenommen wird, ist gegeben.» Gewisse Teilstücke werden sicher früher als andere realisiert werden können, die Umfahrung des Dorfes Ricken gehöre da aber wohl eher nicht dazu. Jetzt müsse der planerische und politische Prozess durchgeführt werden. «Es ist in jedem Fall eine Chance, der Anfang ist gemacht.»
Abgesehen von den Rickenthemen, gibt es auch andere Dinge, die Wattwil und Gommiswald beschäftigten. So wurde Wattwil mit der Eröffnung der Umfahrung Richtung Ebnat-Kappel fast vollständig vom Durchgangsverkehr befreit. «Die Bilanz ist durchweg positiv», freut sich Gunzenreiner. Dank der vorgezogenen Zentrumsgestaltung und dem Engagement von «Zentrum Wattwil» sei ihm auch von Gewerbeseite nichts Negatives zu Ohren gekommen. Andere Grossprojekte die noch umgesetzt beziehungsweise fertiggestellt werden müssen, sind zum Beispiel die Thursanierung,der Neubau der Kantonsschule oder der Werkraum Holz & Energie an der Austrasse. Zufrieden zeigt sich der Wattwiler Gemeindepräsident auch über das Notfallzentrum, das nach der Spitalschliessung seit 2022 von der Berit Klinik betrieben wird. «Wir haben das Beste aus der negativen Situation gemacht», sagt er. «Heute haben wir eine gute und zukunftsfähige Lösung.» Und in Gommiswald? Fast beneidet Hüppi Gunzenreiner ein bisschen um die Zentrumsfunktion, die Wattwil fürs Toggenburg innehat. Nachdem 2023 das neue Gemeindehaus mit Tiefgarage und Feuerwehrdepot bezogen werden konnte und auch der Gemeindesaal renoviert wurde, steht als nächstes Grossprojekt lediglich der Bau einer neuen Doppelturnhalle in Gommiswald an. Zum Schluss noch die Frage, ob sie sich an den Gesamterneuerungswahlen im Herbst der Wiederwahl stellen. «Ja», klingt es wie aus einem Mund. Beide möchten sich gerne eine weitere Legislaturperiode für ihre Gemeinde einsetzen.
Michel Bossart
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